Giovanni Trapattoni entschloß sich kurzerhand zu
zwei Umstellungen: Entgegen seiner ursprünglichen Absicht zählte nicht
Nerlinger sondern D. Hamann zur Startformation, Zickler stürmte statt
Rizzitelli. Uli Maslo ließ Hanke auf der Bank, Scherz bekam den Vorzug.

Die Bayern reagierten auf St. Paulis defensive Grundordnung sofort:
Matthäus gab bis zu seinem Ausscheiden den Libero fast nur vor der
Abwehr, Babbel kümmerte sich um die einzige Spitze Pisarew, Helmer und
vor allem Strunz (ab der 33. Minute Libero) sicherten ab. Dazu bildete
D. Hamann den Abschirmdienst für Basler, machte überdies nach innen die Räume
zu.

In der Offensive war Klinsmann in der Mitte mehr in die Kombinationen
einbezogen und bei drei Torschüssen zweimal erfolgreich. Der eifrige,
zuweilen etwas überhastete Zickler bot sich oft auf den Flügeln an und
riß dank seiner Schnelligkeit Löcher. Scholl, quirlig, im Abschluß
jedoch ineffektiv, wich aus der Mitte mehr auf die linke Seite aus, so
daß sich Ziege sowie Nerlinger (67., Lattenknaller) ihre
Offensivaktionen einteilen und die Abwehr verstärken konnten. Der
ebenfalls des öfteren rochierende Basler stürmte verstärkt über
rechts.

Bei St. Pauli spielten Pedersen (gegen Klinsmann) und Stanislawski
(gegen Zickler) starre, aber unsichere Manndecker. Aus dem defensiv
angeordneten Mittelfeld sollten Pröpper (zentral), Driller (rechts außen)
und Springer (über halblinks) den allein gegen die Münchner Abwehr überforderten
Pisarew unterstützen. Dies gelang nur selten und am auffälligsten noch
Scherz über die linke Außenbahn, während Driller, Springer und später
auch Scharping völlig ohne Offensivwirkung blieben.

Die Münchner, bei denen ständige Positionswechsel in allen
Mannschaftsteilen auffielen, bemühten sich diesmal, zumindest
ansatzweise Pressing zu praktizieren; zudem schoben sich Abwehr,
Mittelfeld und Angriff näher aneinander. Die Hamburger befreiten sich
aus dieser Enge in der eigenen Spielhälfte mit zeitweise geschicktem
und direktem Kurzpaßspiel - vor allem in der ersten Halbzeit. Insgesamt
fehlte ihnen aber der Mut zum forschen Angriff, die Konter wurden von zu
wenigen Spielern nach vorne getragen. Zwischen den Mannschaftsteilen
entstanden dadurch große Löcher. In der Defensive leisteten sich
Dammann, Stanislawski und Pedersen krasse individuelle Patzer, überhaupt
mangelte es den St. Pauli-Spielern am nötigen Zweikampfverhalten.

So hätten die überlegenen Bayern bei den sich nach der Pause bietenden
Räumen eigentlich noch mehr Chancen herausspielen können. Doch gerade
Flanken oder Hereingaben in den Strafraum kamen in aussichtsreichen
Szenen mehrmals zu kurz oder zu lang.

Es berichten Manfred Münchrath und Karlheinz Wild |