Ein `Leitwolf" trat nahtlos in die Fußstapfen seines Vorgängers, Thomas Helmer ließ den verletzten Lothar Matthäus bei Meister Bayern München nicht vermissen. `Sensationell, wie Thomas gespielt und die Mannschaft mitgerissen hat", schwärmte Bayern Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge nach dem 2:1 (1:0)-Sieg des deutschen Fußball-Rekordmeisters zum Rückrundenstart beim Tabellenletzten VfL Bochum. Auch Bayern-Assistenztrainer Klaus Augenthaler schwelgte in Superlativen: `Helmer war Weltklasse". Dem neuen Münchner Kapitän und Libero waren die Lobeshymnen fast peinlich. `Ich glaube, dass ich in der Mannschaft Akzeptanz habe. Die jungen Spieler zeigen Bereitschaft, meine Hilfestellungen anzunehmen", erklärte Helmer und fügte hinzu: `Alleine kann ich die Führungsrolle aber nicht ausfüllen, Emil muss mir dabei helfen". Emil, das ist der Bulgare Emil Kostadinov. Bevor der 29jährige Helmer seine länderspielreife Leistung vor der Partie der deutschen Nationalmannschaft am kommenden Mittwoch in Spanien mit seinem Kopfball zum 2:0 (49.) krönte, gelang dem 40maligen Nationalspieler vor 38.000 Zuschauern im Bochumer Ruhrstadion bei seinem Bundesligadebüt das 1:0 (37.). `Gewonnen und ein Tor geschossen, besser hätte mein Einstand nicht sein können", sagte der in der Winterpause für 550.000 Mark vom spanischen Erstligisten Deportivo La Coruna ausgeliehene Stürmer. Für den über weite Strecken überforderten VfL Bochum, der erstmals in dieser Saison die `Rote Laterne" übernehmen mußte, reichte es nur zum Anschlusstreffer durch Christian Herrmann (82.). Für den FC Bayern und den zum Saisonende scheidenden Trainer Giovanni Trapattoni hätte der Rückrundenstart nicht besser sein können. Trotz des letzten Aufgebotes ohne die verletzten Matthäus (Achillessehnenriss), Oliver Kahn (Kreuzbandriss), Christian Ziege (Bänderriss am Knöchel) und den kranken Schweizer Alain Sutter (Salmonellenvergiftung) reizten die Gäste ihre spielerische Überlegenheit über 70 Minuten aus und hätten durch Hamann und erneut Kostadinov schon wesentlich früher den Sack zumachen müssen. `Mir ist in den letzten 20 Minuten fast das Herz in die Hose gerutscht. Zum Schluß hätten wir fast noch einen Punkt verloren", kritisierte Karl-Heinz Rummenigge. Recht hatte er: Kurz vor dem Schlusspfiff war Dariusz Wosz im Strafraum von Torhüter Sven Scheuer unsanft vom Ball getrennt wurde. Der Elfmeterpfiff blieb aber aus. Trapattoni, dem die Erleichterung nach dem wochenlangen Hickhack um die Trainerfrage in München ins Gesicht geschrieben stand, zeigte sich ausgesprochen amüsiert über ein Gerücht, wonach Bayern-Präsident Franz Beckenbauer im Falle einer frühzeitigen Demission des 55jährigen wie schon im vergangenen Jahr bis zum Antritt des neuen Coachs das Amt übernehmen würde. `Franz macht gerne 'mal einen Spaß." Während Bayern seinen Blick nach oben richten kann, geht der VfL Bochum trotz Investitionen von über sechs Millionen Mark für neue Spieler - der dopinggesperrte Stürmer Roland Wohlfarth wurde schmerzlich vermisst - nach der sechsten Heimniederlage der Saison düsteren Zeiten entgegen. Am kommenden Freitag steht das Kellerduell bei Dynamo Dresden an, es folgen die schwere Aufgaben gegen Bremen, in Leverkusen und Freiburg. Eines muss Trainer Toppmöller auf jeden Fall ändern: `Wir hatten zuviel Schiss vor den Bayern. (Quelle: ran SAT.1 Fußball - FC Bayern München 1994/95, CD-ROM, sportronic/ Sports and more)