FC Bayern München 2:2 (0:1) VfB Stuttgart

 

Sa., 29.10.1994
Bundesliga
11.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Kreuzer, Kuffour - Jorginho, Frey, Nerlinger, Scholl, Ziege - Zickler, Sutter - Trainer: Trapattoni
VfB Stuttgart: Immel - Strunz - Berthold, Foda - Buck, Kienle, Dunga, Poschner, Kögl - Bobic, Kruse - Trainer: Röber
Tore: 0:1 Poschner (16.), 0:2 Kienle (55.), 1:2 Zickler (64.), 2:2 Matthäus (82.)
Eingewechselt: 61. Schupp für Frey, 61. Witeczek für Sutter - 74. Schneider für Dunga, 87. Dubajic für Buck
Schiedsrichter: Dardenne (Nettersheim)
Zuschauer: 63.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Frey, Matthäus, Ziege - Berthold, Kruse, Strunz
 
Analyse

Das Flehen um Geduld wird beim FC Bayern München von Spieltag zu Spieltag lauter. Selbst Franz Beckenbauer wirft sich mit all' seiner kaiserlichen Macht für den seit nunmehr fünf Partien sieglos dahinkrebsenden Rekordmeister ins Zeug. `Im Augenblick", gab der designierte Vereinspräsident zu, `ist die Situation kritisch. Um die Zukunft ist mir aber nicht bange. Man muss Geduld haben. Und die haben wir." Fragt sich nach dem glücklichen 2:2 (0:1) gegen den VfB Stuttgart nur: Wie lange hält der arg strapazierte Geduldsfaden? Denn die Zeit drängt gewaltig. Von der Tabellenspitze sind die Bayern schon fünf Punkte entfernt. `Wir müssen dranbleiben und dazu eben auch 'mal unsere Torchancen reinmachen. Sonst wird der Abstand zu Dortmund zu groß", hat Kapitän Lothar Matthäus erkannt. Er selbst verhinderte wieder einmal Schlimmeres. In der 82. Minute krönte das 33 Jahre alte `Mädchen für alles" seine überragende Leistung mit dem Ausgleich zum 2:2. `Sagenhaft", schwärmte selbst VfB-Manager Dieter Hoeneß über den Power-Mann. Zuvor hatte der Meister bereits zum fünften Mal in dieser Saison einen Rückstand umgebogen. Stuttgart, kontrollierter und abgebrühter, ging durch Poschner (16.) und Kienle (55.) in Führung. `So ein Ding müsste man eigentlich nach Hause bringen", klagte VfB-Trainer Jürgen Röber. Am Ende durften die Schwaben sogar froh sein, wenigstens noch einen Punkt übrig zu haben. `Solche Spiele können auch anders ausgehen", betonte Torhüter Eike Immel, dessen Arbeitsplatz vor allem nach dem 1:2 durch Zickler (75). der ungemütlichste vor 63.000 Zuschauern im wieder ausverkauften Olympiastadion war. Doch für den ersten Bayern-Sieg seit dem 21. September reichte es dennoch nicht. Denn so gut wie die Moral, so schlecht ist bei den Münchnern weiterhin die Torausbeute. Allein Alexander Zickler vergab fünf hochkarätige Chancen, die letzte eine Minute vor Schluss, `ein bisschen kläglich", wie der 20jährige Sturm-Solist einräumte. Kein Vorwurf, wieder wird Geduld gepredigt: `Man kann nicht erwarten, dass die jungen Spieler schon die nötige Kaltschnäuzigkeit haben", findet Matthäus, man dürfe `keine Wunderdinge" verlangen. Eines hätte Matthäus aber schon gerne. `Den ein oder anderen Ergänzungsspieler, oder Spieler mit Erfahrung" hat er seinen Bossen für einen Transfer empfohlen. Ein Stürmer scheint da angesichts der vielen ausgelassenen Torchancen eher angebracht, aber den haben die Bayern ja. Deshalb: Geduld. `Wir sollten erst 'mal abwarten, bis der Papin wieder fit ist. Der ist der Killertyp, den wir brauchen. Erst, wenn es dann auch noch nicht läuft, muss man sich umschauen", findet Verteidiger Oliver Kreuzer. Der Markt werde auch weiterhin `sondiert", verspricht Franz
Beckenbauer, `aber Stürmer wachsen halt nicht auf Bäumen". Deshalb: Geduld. `Wir haben uns entschieden, den Weg der Jugend zu gehen", versicherte Bayern-Manager Uli Hoeneß, `und wenn es irgendwie geht, dann ziehen wir das auch durch." Doch Geduld ist eine Tugend, die sie beim FC Bayern in der Vergangenheit zwar oft gepredigt, aber nur
selten beherzigt haben. (Quelle: ran SAT.1 Fußball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)