SC Freiburg 5:1 (3:1) FC Bayern München

 

Di., 23.08.1994
Bundesliga
2.Spieltag
Freiburg
Dreisamstadion
     
Taktische Aufstellungen
SC Freiburg: Schmadtke - Heidenreich - Spanring, Neitzel - Braun, Zeyer, Kohl, Todt, Cardoso, Heinrich - Spies - Trainer: Finke
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Kreuzer, Helmer - Frey, Schupp, Nerlinger, Scholl, D. Hamann - Papin, Sutter - Trainer: Trapattoni
Tore: 1:0 Spanring (11.), 2:0 Kohl (17.), 3:0 Cardoso (19.), 3:1 Ziege (33.), 4:1 Cardoso (58., Foulelfmeter), 5:1 Heinrich (68.)
Eingewechselt: 56. Seretis für Spies, 77. S. Müller für Neitzel - 21. Ziege für Nerlinger, 62. Sternkopf für Schupp
Schiedsrichter: Weber
Zuschauer: 17.000
Gelbe Karten: Kohl - Schupp, Frey, Ziege, Helmer, Kreuzer
Gelb-Rote Karten: Papin (77.)
 
Analyse

Wie geprügelte Hunde schlichen die Stars des FC Bayern München nach der 1:5 (1:3)-Pleite beim SC Freiburg von der Kabine in den Mannschaftsbus. Doch den höhnischen und spöttischen Bemerkungen der Fans konnten sich die Profis und Verantwortlichen des deutschen Fußball-Rekordmeisters und Titelverteidigers nicht entziehen. Die Beschimpfungen streuten zusätzliches Salz in die vielen Wunden, die das Team zuvor auf dem Platz erlitten hatte. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff polterte Nationallibero Lothar Matthäus, einmal mehr bester Akteur im Bayern-Trikot, schon los: “ Jetzt sind alle gefordert. Das Präsidium, das Management und die Spieler. Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen. Wenn ich alles sagen würde, was ich jetzt denke, würde ich mich um Kopf und Kragen reden." Fast trotzig fügte er hinzu, dass man sich aus ähnlichen Situationen früher auch “herausgewurschtelt" habe. Der von Italiens Rekordmeister Juventus Turin verpflichtete Bayern-Coach Giovanni Trapattoni wusste indes keine Antwort auf die Frage nach den Gründen für die erneut desolate Vorstellung seines Meisterteams, das sich jüngst im Pokal gegen Vestenbergsgreuth schon bis auf die Knochen blamiert hatte. Dabei waren die Bayern gewarnt, hatte sie doch schon in der vergangenen Saison in Freiburg beim damaligen Neuling 1:3 verloren. “Ich habe das Video dreimal studiert. Vielleicht haben wir den Gegner unterschätzt, und auch ich habe einen Fehler in der Aufstellung gemacht", mußte der 55jährige nach der höchsten Niederlage der Bayern seit dem 1:7 gegen Fortuna Düsseldorf am 9. Dezember 1978 zugeben. Schon nach 21 Minuten nahm Trapattoni Christian Nerlinger für Nationalspieler Christian Ziege aus der Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Bayern durch Gegentore von Martin Spanring (11.), Ralf Kohl und Rodolfo Cardoso (19.) bereits 0:3 zurück, an zwei Toren trug Nerlinger die Schuld. Den Anschlusstreffer erzielte vor 17.500 Zuschauern im ausverkauften `Hexenkessel" Ziege (33.), ehe erneut Cardoso (58., Foulelfmeter) und Jörg Heinrich (68.) den Endstand erzielten. `Der Elfmeter hat uns das Genick gebrochen. Es ist egal, ob wir 1:3 oder 1:5 verloren haben. Wenn man jetzt sagt, der Coach sei schuld, dann ist das der größte Schmarrn", meinte Ziege. Doch der laut Vorgänger und Bayern-Vizepräsident Franz Beckenbauer `beste Trainer der Welt" steht jetzt mehr denn je in der Kritik. Selbst in Italien wurde die blamable Niederlage aufmerksam verfolgt. `Was für ein Desaster. Trapattoni gedemütigt", schrieben die Gazetten. Trapattoni mahnt: `Wir dürfen jetzt keine Angst vor anstehenden Aufgaben haben." Am Samstag kommt Mönchengladbach ins Olympiastadion. Dann muss Giovanni Trapattoni auf Jean-Pierre Papin verzichten, der in Freiburg wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte sah. Ausgelassen feierten die Freiburger Fans ihr Team. Noch eine halbe Stunde nach Spielende skandierten sie Lobeshymnen auf Trainer Volker Finke. `In der vergangenen Saison haben wir solche Spiele meist noch verloren. Es ist für mich das wichtigste, daß wir diesmal gewonnen haben. Richtig froh aber bin ich erst, wenn wir am Freitag in Dresden punkten", meinte Finke. Cool reagierte Torwart Jörg Schmadtke: `Wir haben schon letzte Saison gegen München gewonnen. Es ist doch nichts Außergewöhnliches, daß Freiburg guten Fußball spielt." Dem damaligen Sieg über die Münchner am 27. November 1993 folgte allerdings eine Niederlage der Breisgauer in Wattenscheid. Libero Maximilian Heidenreich: `Wenn wir in Dresden verlieren, ist der Sieg gegen die Bayern nur Makulatur." (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)