FC Bayern München - MSV Duisburg 1:1 (1:0)
Fr., 10.03.1995: Bundesliga 21.Spieltag in München
FC Bayern München: Scheuer - Helmer - Frey, Babbel - Sternkopf, Schupp, Scholl, Nerlinger, Ziege - Kostadinov, Witeczek - Trainer: Trapattoni
MSV Duisburg: Gehrke - Westerbeek - Wohlert, Nijhuis - Böger, Hopp, Schütterle, Schalimow, Azzouzi - Marin, Közle - Trainer: Bongartz
Tore: 1:0 Scholl (30.), 1:1 Marin (66.)
Eingewechselt: 61. Zickler für Kostadinov, 69. Sutter für Witeczek - 64. Krohm für Közle, 90. Schwartz für Azzouzi
Schiedsrichter: Fleske
Zuschauer: 30.000
Gelbe Karten: Kostadinov - Nijhuis, Westerbeek
 
Analyse
Sichtlich aufgebracht verließ der `Kaiser" die Stätte des Grauens und ließ seinem Frust freien Lauf. `Schade um die Zeit. Ich habe gedacht, ich sehe ein Fußballspiel, aber das war das Allerletzte, was ich jemals von einem FC Bayern gesehen habe", tobte Franz Beckenbauer. Einmal in Fahrt, schickte der Präsident noch eine Demütigung für seine Kicker hinterher. Er könne sich nicht erinnern, `jemals eine grauenvollere Vorstellung erlebt zu haben". Volkes Stimme sah es ähnlich. 30.000 frierende und enttäuschte Zuschauer im Münchner Olympiastadion pfiffen auf das niveauarme 1:1 (1:0) des deutschen Rekordmeisters und Titelverteidigers gegen den kampfstarken, aber eher harmlosen MSV Duisburg. Nicht einmal Uli Hoeneß wollte da noch seine stets griffbereite rosarote Brille aufsetzen. Ein Unentschieden sei gegen `einen solchen Gegner nicht tragbar", es sei `normal, dass die Zuschauer da pfeifen", räumte der Bayern-Manager ein. Seit elf Spielen sind die Münchner mittlerweile ungeschlagen, doch ihr elftes Remis in der Bundesliga fünf Tage vor dem Rückspiel im Viertelfinale des Europapokals beim IFK Göteborg war ein Rückfall in alte Zeiten. Kein Mumm, keine Einsatzfreude wie noch beim 2:2 in Mönchengladbach, Zweikämpfe gingen in Massen verloren. `Duisburg hat das gemacht, was uns sonst auszeichnet", konstatierte Kapitän Thomas Helmer, der Gegner sei den Bayern `ebenbürtig" gewesen und habe `den Punkt verdient". Wie aus heiterem Himmel hatte Duisburgs Neuerwerbung Markus Marin (66.) den Ausgleich erzielt, Mehmet Scholl zuvor die ebenso überraschende Führung (30.). Nach seinen 435 Minuten ohne Gegentor war MSV-Torhüter Holger Gehrke erstmals wieder geschlagen. Dass er gleich eine neue Serie beginnen konnte, lag am Unvermögen der Bayern vor dem Tor - oder am Duo Igor Schalimow/Latte, das in der 76. Minute Helmers wuchtigen Kopfball abwehrte. `In einem solchen Spiel braucht man natürlich auch einmal das Glück des Tüchtigen, aber wir waren heute sehr tüchtig", frohlockte Duisburgs Trainer Hannes Bongartz nach 90 eher langweiligen Minuten zufrieden. Seine `Zebras" sprangen äußerst einsatzfreudig über das Geläuf, die Bayern meist nur hinterher. Nicht einmal eine Standpauke von `Leitwolf" Thomas Helmer in der Halbzeitpause riß die Münchner `Fohlen" aus ihrer Lethargie. `Man darf nicht vergessen, dass unsere junge Mannschaft jetzt wochenlang bis an die Grenze gespielt hat und heute erstmals schwach war", bemühte sich Uli Hoeneß anzumerken. Deshalb wehrte sich der wortgewaltige Manager auch vehement dagegen, den Stab über die `Rumpftruppe" zu brechen, der sich kurzzeitig auch `Leichtgewicht" Alain Sutter wieder anschließen konnte. Hoeneß: `Dieselben Spieler, die gegen Duisburg gespielt haben, brauchen wir doch auch gegen Göteborg. Warum also sollten wir sie niedermachen?" Franz Beckenbauer wüsste wahrscheinlich auch darauf die passende Antwort. (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)