1. FC Köln 3:1 (1:1) FC Bayern München
 

Sa., 01.04.1995
Bundesliga
24.Spieltag
Köln
Müngersdorfer Stadion
     
Taktische Aufstellungen
1. FC Köln: Illgner - Higl - Thiam, Baumann - Greiner, Rudy, Andersen, Steinmann, Weiser - Polster, Labbadia - Trainer: Olsen
FC Bayern München: Scheuer - Helmer - Kreuzer, Babbel - Sternkopf, D. Hamann, Nerlinger, Scholl, Frey - Kostadinov, Sutter - Trainer: Trapattoni
Tore: 1:0 Thiam (43.), 1:1 Babbel (44.), 2:1 Polster (62.), 3:1 Polster (75.)
Eingewechselt: 85. Heldt für Weiser, 90. Zdebel für Steinmann - 46. Zickler für Sutter, 61. Schupp für Scholl
Schiedsrichter: Kasper (Katlenburg)
Zuschauer: 55.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Rudy, Andersen - Frey, Nerlinger
 
Analyse

Uli Hoeneß brachte die desolate Vorstellung der hochbezahlten Stars des Deutschen Meisters auf den Punkt. `Das war eine der schwächsten Leistungen, die jemals eine Mannschaft des FC Bayern geboten hat", kommentierte der Münchner Manager die noch glimpfliche 1:3 (1:1)-Niederlage des Rekordchampions beim 1. FC Köln. Aufgrund der Kölner Chancen wäre auch ein 1:6 möglich gewesen. Durch die Pleite gerät nicht nur der anvisierte UEFA-Cup-Platz der Bayern in Gefahr, zudem ging die Generalprobe für das Champions-League-Halbfinale gegen Ajax Amsterdam am Mittwoch gehörig in die Hose. `Aus dem Spiel kann ich überhaupt keinen Optimismus für Mittwoch ziehen", resümierte Kapitän Thomas Helmer nach der Katastrophenvorstellung der Münchner, `eigentlich hätte es zur Halbzeit schon 4:0 für Köln heißen müssen und wir gleich in der Kabine bleiben können." Außer dem Nackenschlag der ersten Bundesligaschlappe nach 13 Spielen ohne Niederlage (18:8 Punkte) reißt die Verletzungsmisere bei den Bayern nicht ab. Der Bulgare Emil Kostadinov erlitt zehn Minuten vor dem Abpfiff ohne Fremdeinwirkung einen Innenbandabriss am rechten Knie und fällt sechs Wochen aus. `Jetzt haben wir nur noch elf oder zwölf Spieler", erklärte Trainer Giovanni Trapattoni, der sogar einem Journalisten (`Wenn Du sehr gut spielst, kommst Du mit uns") scherzhaft vorschlug, die Bayern-Personalprobleme gegen Ajax beheben zu helfen. Dennoch kann man `Trap" eine gravierende Mitschuld an der desolaten Leistung seines Teams vor 54.000 Zuschauern im ausverkauften Müngersdorfer Stadion anlasten: Der Coach ordnete das Punktspiel völlig dem Duell mit Amsterdam unter - ein Vabanquespiel, das ins Auge gehen kann. Trapattoni wechselte Mehmet Scholl im Hinblick auf das Ajax-Spiel vorzeitig aus, brachte Alexander Zickler mit Rücksicht auf die Champions League erst in der zweiten Halbzeit und ließ den gegen die Niederländer wegen der Roten Karte gesperrten Torhüter Sven Scheuer sicherheitshalber anstelle von Uwe Gospodarek spielen, um das Verletzungsrisiko auszuschließen. Viele Bayern-Spieler schienen zudem mit den Gedanken schon in der Champions League zu sein. `Ich habe keine Erklärung für dieses Spiel", wollte Hoeneß dieser Vermutung allerdings nicht folgen. Trapattoni setzt derweil auf das Prinzip Hoffnung: `Ich werde mit den Spielern sprechen. Die Jungs werden die Lektion verstanden haben und am Mittwoch ihre Konsequenzen ziehen." Für Helmer war aber das Bayern-`Lazarett" (ohne fünf in Köln) und die hohe Belastung der Stammspieler durch Bundesliga, Champions League und Nationalmannschaft bzw. `U 21"-Auswahl ausschlaggebend für die schwache Leistung: `Wir sind körperlich an der Grenze angelangt. Mir wäre am liebsten, ich könnte 24 Stunden am Stück schlafen." Einige seiner Teamkollegen taten dies gegen Köln. Es bedankte sich vor allem der Österreicher Toni Polster, der einmal mehr im `Doppelpack" zulangte und durch seine beiden entscheidenden Treffer (62./73.) sein Saisonkonto auf 14 Treffer aufstockte. `Wir haben die richtige Mischung gefunden, jeder läuft für den anderen", erläuterte der `Alpenbomber" den FC-Aufschwung. Pablo Thiam (43.) mit seinem ersten Bundesligator und Markus Babbel (45.), der von einem Fehler von Ex-Nationaltorhüter Bodo Illgner profitierte, hatten für den aus Bayern-Sicht glücklichen 1:1-Pausenstand gesorgt. `Wir haben eine gute Chancenausnutzung", sagte Babbel sarkastisch, `gegen 1860 haben wir zuletzt aus einer Möglichkeit ein Tor gemacht, in Köln sogar aus keiner einen Treffer." (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95, CD-ROM, sportronic/ Sports and more)