FC Bayern München 1:1 (1:1) 1. FC Kaiserslautern

 

Sa., 08.04.1995
Bundesliga
25.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Scheuer - Pflügler - Babbel, Kuffour - Frey, Schupp, Scholl, Sternkopf, Ziege - Zickler, Sutter - Trainer: Trapattoni
1. FC Kaiserslautern: Reinke - Kadlec - Roos, Ritter - Schäfer, Marschall, Sforza, Brehme, Lutz - Kuka, Kuntz - Trainer: Rausch
Tore: 0:1 Kuntz (42.), 1:1 Scholl (45.)
Eingewechselt: 72. D. Hamann für Sutter - 70. Haber für Marschall, 86. M. Hamann für Kuntz
Schiedsrichter: Aust (Köln)
Zuschauer: 63.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Scholl, Pflügler - Ritter
 
Analyse

Mit stolzgeschwellter Brust und erhobenen Hauptes marschierte Mehmet Scholl vom Platz. `Wenn man sieht, wer heute die besseren Chancen hatte, muss man sich wirklich fragen, wer denn die Spitzenmannschaft war. Dass wir keine Bäume ausreißen, wissen wir sÉlber. Aber wir wollten die Zuschauer mit Kampf überzeugen", sagte Scholl nach dem 1:1 (1:1) des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern München gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die 63.000 Besucher im ausverkauften Olympiastadion konnten zufrieden sein mit den Jungspunden des FC Bayern. Die Münchner Notelf ohne acht Stammspieler kämpfte drei Tage nach dem 0:0 in der Champions League gegen Ajax Amsterdam auch gegen Kaiserslautern wacker. Der Rekordmeister, der nach einer DFB-Sondergenehmigung vier Amateure einsetzen durfte, ertrotzte das 13. Remis der Saison und hält damit weiterhin Anschluss an den von Präsident und Golf-Urlauber `Kaiser Franz" Beckenbauer dringend geforderten UEFA-Cup-Platz. Mehmet Scholl hatte `als jüngster Bayern-Kapitän aller Zeiten" (Manager Uli Hoeneß) wesentlichen Anteil am Teilerfolg. Die Führung der Gäste durch Stefan Kuntz (42.) glich der 24jährige drei Minuten später mit seinem sechsten Saisontor aus, kurbelte das Spiel der Münchner immer wieder an und verdiente sich auch im kämpferischen Bereich die Bestnote. `Ich bin stolz, Kapitän gewesen zu sein", verkündete Scholl nach seiner länderspielreifen Leistung. Bei den Bayern, die neben Matthäus, Papin, Kahn, Kostadinov, Helmer, Kreuzer und Witeczek kurzfristig auch auf den grippekranken Nerlinger verzichten mussten, strahlte Abwehrchef Hansi Pflügler bei seinem Comeback Souveränität aus. Vom Ladentresen direkt ins Bundesliga-Geschäft - der 35jährige, der 1990 in Italien Weltmeister wurde, feierte nach drei Jahren Abstinenz eine Rückkehr nach Maß. `Es gibt keine Alten und Jungen, sondern nur Gute und Schlechte", meinte der Kapitän der Bayern-Amateure und `Devotionalienhändler" nach seinem 277. Bundesliga-Spiel lapidar. Zufriedenheit auf der einen, Unmut auf der anderen Seite: Die Pfälzer haderten nach ihrem ersten Punktgewinn in München seit elf Jahren mit Schiedsrichter Jürgen Aust (Köln). Der 35jährige erkannte einen Treffer von Nationalspieler Kuntz in der 60. Minute nicht an. Kuntz soll zuvor ein Foulspiel an Markus Babbel begangen haben. `Das einzige, was ich gemacht habe, war, den Ball ins Tor zu schießen", fluchte der Goalgetter der `Roten Teufel". `Das Tor war einwandfrei. Das wäre die Wende für uns gewesen", schimpfte auch FCK-Trainer Friedel Rausch, Kollege Giovanni Trapattoni gab ihm recht. Ciriaco Sforza hingegen ging mit seinen Teamkollegen hart ins Gericht und meckerte: `Wir haben den Sieg verschenkt, weil wir kurz vor der Pause ein dummes Tor kassiert haben." Der Schweizer Nationalspieler, der zur kommenden Saison für sechs Millionen Mark von der Pfalz an die Isar wechselt, blieb gegen seinen künftigen Arbeitgeber jedoch blass. Rausch ließ den 25 Jahre alten Regisseur unmittelbar vor der Abwehr spielen. `Ich kann in München nicht mit drei Spitzen spielen - und lasse mich dann auskontern. So naiv bin ich nicht", meinte der frühere Bayern-Profi, der als Sforza-Nachfolger den Münchner Markus Schupp nach Kaiserslautern zurückholen möchte. Vier Tage vor dem Pokal-Halbfinale in Mönchengladbach war Rausch insgesamt dennoch guter Dinge. `Wir haben uns oben festsetzen können. Der Punktgewinn ist gut für die Moral." Auch Bayern-Coach Trapattoni war nach dem 1:1 froh: `Wenn ich bedenke, dass wir heute nur vier bis viereinhalb Spieler hatten, die im vergangenen Jahr dabei waren, dann haben wir sehr gut gespielt." (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)