Während bei den Bayern lediglich Klinsmann nach
seiner Gelbsperre für Jancker in den Angriff zurücckehrte, stellte
Bremens Trainer Dixie Dörner sein Team völlig um. An Stelle von Scholz
(gesperrt), Pfeifenberger (verletzt), Skripnik (Länderspielreise für
die Ukraine) und Van Lent spielten diesmal von Beginn an Lellek,
Schierenbeck, Unger und Wiedener. Eilts wurde wieder ins zentrale
Mittelfeld beordert, Ramzy übernahm dessen Posten im Deckungszentrum
und bildete mit Schierenbeck (rechts) und Lellek (links) eine völlig
neuformierte Dreier-Abwehrkette.

Rund 20 Minuten lang spielte der FC Bayern den SV Werder an die Wand und
hätte in dieser starken Phase das Spiel entscheiden müssen. Von den
zunächst viel zu ängstlichen Bremern zu spät attackiert, drangen die
Münchner nahezu ungehindert bis tief in die Abwehrzone der Gäste vor.
Meist über die rechte Seite, wo die lauf- und spielfreudigen Zickler
sowie Rizzitelli mit geschickten Positionswechseln permanente Verwirrung
stifteten. Auch Basler stieß zunächst häufig in die so geschaffenen Räume
auf der rechten Außenbahn. Allerdings fehlte seinen Flanken (auch bei
Standardsituationen) die nötige Präzision, zudem hemmten Fehler im
Spiel aus der Tiefe (Matthäus, Babbel) den Rhythmus. Als Basler seine
Laufwege auf den Bereich der Mittelfeldzentrale einschränkte, wurde er
fortan vom lauf- und zweikampfstarken Eilts abgemeldet.

Das Bayern-Spiel stockte immer mehr: Da sich nun auch Zickler rechts und
weiterhin Ziege links mit dem läuferischen Minimum begnügten; da sich
Nerlinger und Witeczek in der Defensive binden ließen; da Helmer wegen
Schwerstarbeit in der Verteidigung seine Offensivbemühungen reduzieren
mußte. Da die klaffenden Räume nicht genutzt (zuwenig
Laufbereitschaft) und die Pässe in die Tiefe schludrig gespielt wurden.

Besonders in der zweiten Halbzeit, als die Bremer die Angst ablegten,
gerieten die Mannen um Matthäus zusehends unter Druck. Ramzy dirigierte
nun zuverlässig die Dreier- Abwehrkette und schob zudem die Offensive
an. Auch Eilts (zentral) und Bode über links drückten nun kräftig
aufs Tempo. Über die rechte Angriffsseite (Frings und Wiedener) ging
freilich gar nichts.

Immerhin waren die Bremer nun bemüht, kompakt nachzurücken, um die
einzige Spitze Labbadia und den dahinter agierenden Herzog zu unterstützen
- aber lediglich mit optischem Erfolg: Sie setzten sich in der Münchner
Hälfte fest. Das Bayern-Bollwerk vor dem eigenen Strafraum knackten sie
zu selten. Vor allem der defensiv sehr starke Helmer stand ihnen mit überragendem
Stellungs- und Kopfballspiel im Wege.

Es berichten Michael Pfeifer und Karlheinz Wild |