FC Bayern München 2:2 (1:2) SC Freiburg

 

Sa., 25.02.1995
Bundesliga
19.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Scheuer - Helmer - Kreuzer, Babbel - Schupp, Scholl, Frey, Nerlinger, Sternkopf - Kostadinov, Zickler - Trainer: Trapattoni
SC Freiburg: Schmadtke - Sundermann, Heidenreich, Vogel - Kohl, Zeyer, Todt, Cardoso, Heinrich - Spies, Rraklli - Trainer: Finke
Tore: 0:1 Sundermann (4.), 0:2 Todt (29.), 1:2 Scholl (44.), 2.2 Helmer (69.)
Eingewechselt: 52. Witeczek für Sternkopf, 81. D. Hamann für Scholl - 69. Wassmer für Rraklli, 88. Freund für Cardoso
Schiedsrichter: Weber (Essen)
Zuschauer: 50.000
Gelbe Karten: Kreuzer, Sternkopf, Zickler, Frey - Heinrich
 
Analyse

Franz Beckenbauer lüpfte auf der Ehrentribüne lächelnd die Golfkappe und befand gnädig, die Mannschaft habe `eine Stunde lang hervorragenden Fußball gespielt". Giovanni Trapattoni verzichtete erstmals auf einen Dolmetscher und verkündete, zweimal habe die Mannschaft `schön geschlafen". Und auch Volker Finke machte gute Miene zum bösen Spiel, obwohl es ihn `gewaltig ärgerte, dass wir den Gegner wieder ins Rennen gebracht haben". Der vermeintliche Südgipfel zwischen dem `großen" FC Bayern und dem `kleinen" SC Freiburg endete vor 50.000 Zuschauern im Olympiastadion gerecht mit 2:2 (1:2), und am Ende des unterhaltsamen Kicks hätte sich keiner beschweren können, wenn er doch noch verloren hätte. Die Münchner nicht, weil sie bei zwei Freistößen von Cardoso, trotz der eindringlichen Warnungen ihres Trainers, friedlich schlummerten und nach 30 Minuten bereits 0:2 hinten lagen. Und die Freiburger nicht, weil sie in der zweiten Hälfte immer stärker unter Druck gerieten und bei einem Lattentreffer von Zickler (55.) zudem mit dem Glück im Bunde waren. Der SC Freiburg mit 26:12 Punkten auf Platz drei, der FC Bayern mit 25:13 Punkten auf Platz fünf der Tabelle - verkehrte Welt, und doch waren alle zufrieden. `Die Mannschaft hat ihren Charakter gezeigt. Ich habe ihr in der Halbzeit gesagt, sie müsse an sich glauben, und sie hat gut reagiert", dozierte Trapattoni. `Ich sehe keine Möglichkeit mehr, die Dortmunder abzufangen. Letztlich werden wir mit einem UEFA-Cup-Platz zufrieden sein", relativierte `Kaiser" Franz Beckenbauer die Ziele. Vier Tage vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch gegen IFK Göteborg offenbarten die Bayern allerdings auch bedenkliche Schwächen. Zweimal flankte Cardoso per Freistoß, zweimal köpften Sundermann (3.) und Todt (30.) völlig unbedrängt den Ball ins Netz. `Zweimal dieselbe Situation, zweimal so schlafen - das darf nicht passieren", fluchte Beckenbauer. Doch die Bayern-Fohlen (Durchschnittsalter 24,6 Jahre), die erneut ohne die verletzten Matthäus, Papin, Kahn, Ziege und Sutter auskommen mussten, gaben nicht auf und stimmten den `Kaiser" wieder gnädig. Nach Traumpass von Frey gelang Scholl kurz vor der Halbzeit der wichtige Anschlusstreffer (44.), dann nutzte der überragende Libero Helmer Diskussionen in der Freiburger Mauer und verwandelte einen Freistoß aus 24 Metern clever zum Ausgleich (69.). `30 Minuten ist gar nix gelaufen, dann haben wir überzeugend gespielt. Die Moral ist intakt", stellte der neue Leithammel Helmer nach der gelungenen Aufholjagd trocken fest. Der Freiburger Nationalmannschaftskollege Jens Todt sah es ähnlich: `Die zweite Hälfte ging ganz klar an die Bayern. Wenn man sieht, wie die sich zusammenreißen können, hat`s jeder Gegner schwer." Gemeint war der IFK Göteborg, dessen Trainer Roger Gustafsson sich auf der Tribüne eifrig Notizen machte. `Die Bayern waren in der ersten Hälfte sehr nervös, aber das ist auch ein junge Mannschaft", sagte der schwedische Coach und witzelte ironisch: `In einem Monat werden sie eine sehr gute Mannschaft sein. Die Chancen stehen 50:50." In einem Monat ist das Rückspiel (15. März) freilich längst vorbei. Bestens gelaunt verabschiedete sich auch der SC Freiburg aus München. Zum einen verkündete Jens Todt frank und frei: `Jetzt ist der UEFA-Cup unser Ziel." Zum anderen vermeldete Trainer Finke, der von der Konkurrenz gejagte Cardoso werde trotz noch fehlender Unterschrift definitiv um ein Jahr verlängern: `Ich habe sein Wort. Im Moment sind in Freiburg nur die Kugelschreiber ausverkauft. (Quelle: ran SAT.1 Fußball - FC Bayern München 1994/95, CD-ROM, sportronic/ Sports and more)