FC Bayern München 1:1 (0:1) Hamburger SV

 

Sa., 17.09.1994
Bundesliga
5.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Babbel, Helmer - Jorginho, Schupp, Nerlinger, Sutter, Ziege - Witeczek, Mazinho - Trainer: Trapattoni
Hamburger SV: Stein - Houbtchev - Bach, Schnoor - Fischer, Spörl, Hartmann, Letchkov, Albertz - Breitenreiter, Bäron - Trainer: Möhlmann
Tore: 0:1 Breitenreiter (16.), 1:1 Matthäus (84., Foulelfmeter)
Eingewechselt: 55. Sternkopf für Jorginho, 84. D. Hamann für Schupp - 55. Sassen für Letchkov, 60. Golz für Breitenreiter
Schiedsrichter: Habermann (Weißensee)
Zuschauer: 60.000
Gelbe Karten: Schnoor, Bach, Bäron, Spörl, Fischer, Sassen
Rote Karten: Stein (60.)
 
Analyse

Im Schönreden seiner Trauerspiele bleibt der FC Bayern München Deutscher Meister, doch sportlich ist er derzeit nur noch Mittelmaß. `Es ist natürlich immer noch nicht das, was wir uns vorstellen, aber mit dem Punkt bin ich nicht unzufrieden", erklärte Uli Hoeneß nach dem qualvollen 1:1 (0:1) gegen den Hamburger SV. Mit rotem Kopf verteidigte der Bayern-Manager verbissen eine Mannschaft, die derzeit von allen guten Geistern verlassen scheint. Es stimmt hinten, in der Mitte und vorne nicht. Diesmal entging der Rekordmeister nur dank gütiger Mithilfe des Schiedsrichters einer erneuten Schlappe. In der 84. Minute schenkte Günther Habermann aus Weißensee den Münchnern einen Elfmeter, obwohl HSV-Torhüter Richard Golz erst den Ball und dann die Beine von Alain Sutter berührt hatte. `Das war kein Strafstoß, aber dafür ist einer für Matthäus in der ersten Halbzeit nicht gegeben worden", betonte Trainer Trapattoni und hatte mit beidem recht. Matthäus glich die Führung von Bundesliga-Debütant Andre Breitenreiter (16.) aus. Doch es war nicht das einzige Mal, dass der schwache Mann in Grün-Schwarz für Aufregung sorgte. Den klaren Elfmeter für Matthäus (35.) pfiff er ebenso wenig wie einen für Andreas Fischer (78.), dafür stellte er in der 60. Minute Uli Stein vom Platz: Der HSV-Keeper hatte mit einem Handspiel außerhalb des Strafraums den sicheren Ausgleich für Marcel Witeczek verhindert und sah berechtigterweise roten Karton. Doch Oliver Kahn kam einmal mehr um einen Platzverweis herum, als er in der 82. Minute den alleine vor ihm stehenden Jörg Albertz von den Socken holte. HSV-Trainer Benno Möhlmann würgte seine Wut auf Habermann nur mühsam hinunter, sprach ironisch von verschiedenen `Sichtweisen" und legte sich schließlich auf die durchaus vertretbare These fest, dass `meine Mannschaft den Sieg verdient gehabt hätte". Die Bayern hatten bis zum Elfmeter das Tor der Hamburger zwar berannt, aber zwingende Torchancen waren an einer Hand abzuzählen. In der Regel wirkten die Gastgeber planlos, teilweise sogar stümperhaft. Der HSV verteidigte derweil mit Glück und Geschick sein Gehäuse. `Wenn man den Spielverlauf anschaut, dann war der Punktgewinn sehr glücklich", räumte Lothar Matthäus ein. Der Kapitän versuchte sich einmal mehr in seiner höchst eigenwilligen Interpretation des Liberopostens und lieferte dabei ausreichend Argumente, dass er ihn demnächst Richtung Mittelfeld verlassen sollte. Als Abwehrchef ging ihm manches daneben, als Antreiber vor der Abwehr war er an beinahe jeder vielversprechenden Aktion seiner Mannschaft beteiligt. Die Bayern waren immerhin bemüht, `doch nur Herz zu zeigen, das reicht nicht", bemängelte Giovanni Trapattoni. Woran's liegt? Uli Hoeneß zählte wieder Altbekanntes auf: WM, Nationalspieler zu lange weg, keine gute Vorbereitung, und, und, und. `Und wir spielen noch immer ohne den Stürmer, den wir als Hoffnungsträger geholt haben." Der Messias heißt Jean-Pierre Papin, doch es darf bezweifelt werden, ob er die Münchner Probleme im Alleingang beheben kann. Oliver Kahn zumindest sieht einen Weg aus dem sportlichen Mittelmaß: `Jetzt müssen wir vier Punkte gegen 1860 München und Köln holen, und dann schaut die Welt schon wieder ganz anders aus." (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)