FC Bayern München 2:0 (0:0) FC Schalke 04

 

Sa., 12.11.1994
Bundesliga
13.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Frey, Kuffour - Jorginho, Nerlinger, Schupp, Scholl, Ziege - Zickler, Sutter - Trainer: Trapattoni
FC Schalke 04: Lehmann - Thon - Linke, Herzog - Anderbrügge, Büskens, Müller, Nemec, Eigenrauch, Latal - Mulder - Trainer: Berger
Tore: 1:0 Papin (62.), 2:0 Jorginho (82.)
Eingewechselt: 56. D. Hamann für Schupp, 56. Papin für Sutter - 26. Ksienzyk für Müller, 67. Scherr für Linke
Schiedsrichter: Zerr (Ottersweier)
Zuschauer: 50.000
Rote Karten: Thon (63.)
Gelbe Karten: D. Hamann, Jorginho - Eigenrauch, Mulder
 
Analyse

Der `Kaiser" kommt - und mit ihm der Erfolg: Zwei Tage vor der Inthronisation von Franz Beckenbauer als Präsident des FC Bayern München haben die Spieler des Deutschen Meisters einen ersten Schritt aus dem Bundesliga-Mittelmaß gemacht. Mit dem 2:0 (0:0) gegen Schalke 04 beendeten sie eine Negativserie von acht Pflichtspielen ohne Sieg und schoben sich nach dem ersten Heimerfolg seit elf Wochen auf den sechsten Platz der Tabelle. Im Mai hatte sich der `Kaiser" gegen Schalke - ebenfalls mit einem 2:0 - mit dem Gewinn des 13. Meistertitels als Trainer verabschiedet. `Hoffentlich lösen sich jetzt die Bremsen bei den Spielern", sagte Manager Uli Hoeneß nach dem so langersehnten Erfolg. Und Trainer Giovanni Trapattoni fand: `Der Sieg war sehr wichtig für die Moral." In der Halbzeitpause hatte Beckenbauer noch über `fehlendes Selbstbewusstsein" geklagt. Von einem Neuanfang wollte auch Hoeneß elf Tage vor dem wichtigen Spiel gegen Paris St. Germain in der Champions League nichts wissen. `Dazu waren wir noch zu verkrampft." Völlig losgelöst präsentierten sich vor 50.000 Zuschauern im Olympiastadion hingegen zwei Ausländer. Nach wochenlanger Tour der Leiden traf Torjäger Jean-Pierre Papin in seinem fünften Punktspiel und schaffte mit seiner ersten Ballberührung als `Joker" das 1:0 (62.). Nach der Verbannung auf die Tribüne lupfte sich mit dem Brasilianer Jorginho ein weiterer Ausländer beim 2:0 (82.) den Frust von der Seele. `Papin hat eine Chance gehabt und sie eiskalt genutzt. Daran sieht man seinen Stellenwert für uns", sagte Bayerns Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge zum ersten Bundesligatreffer des Torjägers. `Wenn ich treffen muss, treffe ich", frohlockte der Franzose. Und Jorginho, der in der vergangenen Saison mit seinem Treffer zum 2:0 gegen Schalke die 13. Meisterschaft klar gemacht hatte und sich seit langem mit Abwanderungsgedanken nach Japan befasst, fand: `Gegen Schalke macht das Toreschießen besonders Spaß." Das Lachen verlernt hat hingegen der Ex-Münchner Olaf Thon. Der Schalker Libero sah an seiner alten Wirkungsstätte nach einem Foul an Jorginho die Rote Karte (63.) von Schiedsrichter Zerr aus Ottersweiler. Thon - nicht mit `Gelb" vorbelastet - hofft nun auf Milde und hat in dem Weltmeister einen Fürsprecher. Jorginho: `Man hätte auch Gelb zeigen können." Als Zerr wenig später bei einem ähnlichen Foul dem Münchner Dieter Hamann nur `Gelb" zeigte, rastete Schalkes Trainer Jörg Berger aus, stürmte an den Spielfeldrand und beschimpfte den Unparteiischen. Der schickte Berger daraufhin auf die Tribüne. `Ich habe ein Jahr die Schiedsrichter gedeckt. Das heute war einseitig und nicht konsequent. Er hat mit zweierlei Maß gemessen und kein Fingerspitzengefühl gezeigt", giftete der 50jährige. Dabei war seine Mannschaft, die seit elf Jahren gegen Bayern nicht mehr gewonnen hat, durchaus gleichwertig. Die Gastgeber hatten zwar mehr vom Spiel, Schalke blieb jedoch durch Konter stets gefährlich. Manndecker Thomas Linke traf in der 45. Minute bei der größten Chance nur den Pfosten. Erneut machte sich das Dilemma der Königsblauen bemerkbar. Im Sturm fehlt neben dem eifrigen Youri Mulder jemand, der in die vom bulligen Holländer aufgerissenen Räume vordringen kann. Manager Rudi Assauer vertröstet seinen Trainer diesbezüglich indes weiter. `Das Thema ist nicht so brennend." Der Langzeitverletzte Peter Sendscheid soll Schalke mit Toren vor einem Sturz in den Tabellenkeller bewahren. Der 29 Jahre alte Mittelstürmer trainiert ab Montag wieder und `wird noch in diesem Jahr spielen", verspricht Assauer. (Quelle: ran SAT.1 Fußball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)