FC Bayern München 3:0 (2:0) Borussia Mönchengladbach

 

Sa., 27.08.1994
Bundesliga
3.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Matthäus - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Schupp, Nerlinger, Scholl, Ziege - Valencia, Sutter - Trainer: Trapattoni
Borussia Mönchengladbach: Kamps - Fach, Klinkert, Andersson, Neun - Kastenmaier, Effenberg, Hochstätter, Wynhoff - Herrlich, Salou - Trainer: Krauss
Tore: 1:0 Kreuzer (22.), 2:0 Nerlinger (33.), 3:0 Matthäus (86.)
Eingewechselt: 60. Witeczek für Valencia, 77. D. Hamann für Scholl - 46. Hoersen für Kastenmeier, 46. Max für Salou
Schiedsrichter: Strampe
Zuschauer: 57.000
Gelbe Karten: Matthäus, Scholl - Klinkert, Effenberg
 
Analyse
Die Turbulenzen entpuppten sich als Sturm im Wasserglas. Beim FC Bayern München herrscht wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Der tollpatschige Präsident Fritz Scherer hat sich bei Trainer Giovanni Trapattoni für seine `unglücklichen Bemerkungen" entschuldigt, Vizepräsident Franz Beckenbauer will sich auch nicht in die Angelegenheiten `des besten Trainers der Welt" einmischen. Und die zuletzt so blamierten Spieler bewiesen beim 3:0 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach, `dass sie es können" (Beckenbauer). Eine 90minütige Aussprache im Trainingslager am Freitag und ein engagierter 90minütiger Auftritt vor 57.000 im Olympiastadion haben gereicht, um den arg lädierten Deutschen Meister wieder gesunden zu lassen. `Nach der Katastrophe von Freiburg standen wir unter großem Druck, aber wir haben das hervorragend weggesteckt", erklärte Kapitän Lothar Matthäus stellvertretend. Glanzvoll war es noch lange nicht, was die Bayern boten, `aber die Mannschaft", lobte Trapattoni zufrieden, `hat Charakter gezeigt". Der italienische Maestro ist trotz einiger Irritationen in den vergangenen Tagen unumstritten. `Wenn man 1:5 in Freiburg verliert, dann ist man halt ein bisschen ratlos, einige verlieren die Nerven", erkannte Beckenbauer schmunzelnd. Der `Kaiser" sah die Bayern erstmals in dieser Saison, fand sie `hervorragend" und stellte fest, dass die Mannschaft jetzt aus dem `kalkulierten Tal raus ist", in das sie durch das `mörderische Vorbereitungsprogramm" gerutscht sei. `Und in zwei bis drei Wochen schaut alles schon ganz anders aus." Einmischen wird sich Beckenbauer jedenfalls nicht. `Es ist nicht meine Aufgabe, mit den Spielern zu reden. Die haben den besten Trainer der Welt." Vor dem Spiel schaute der Meistermacher in der Kabine vorbei, umarmte Trapattoni, sagte höflich guten Tag und erteilte lediglich den Ratschlag, die Mannschaft solle `gut Fußball spielen". Mitbesucher Karlheinz Rummenigge stellte dabei fest, dass der Trainer keine Probleme mit den Spielern hat: `Sie verstehen ihn, das hat man gesehen." Und weil sich Präsident Scherer auch noch für seinen reichlich überflüssigen Tipp, Beckenbauer solle doch mit jungen Spielern reden, kleinlaut entschuldigte, konnten sich alle auf das Spiel gegen Gladbach konzentrieren. Nach recht wackeligen 20 Minuten, in denen die Borussen gleich dreimal das 1:0 verpassten, schossen Kreuzer (22.) und Nerlinger (33.) die Bayern aus ihrer Krise, der glänzend aufgelegte Matthäus besorgte per Traum-Freistoß spät das 3:0 (86.). `Lothar war heute Weltklasse", lobte Vizepräsident Rummenigge. Von den Gladbachern war nach dem anfänglichen Schwung kaum noch etwas zu sehen, `Wir haben hervorragende Aufbauarbeit geleistet", bemerkte Trainer Bernd Krauss süffisant. Auch der noch gehandicapte Stefan Effenberg konnte nichts daran ändern, `dass wir dem Gegner nur zugeschaut haben" (Krauss). Gegen Ende hätte es sogar noch schlimmer für die Gladbacher kommen können, die in 30 gemeinsamen Jahren in der Bundesliga noch immer nicht beim FC Bayern gewonnen haben. Giovanni Trapattoni war das Ergebnis ohnehin wurscht. `Heute haben wir gesehen, dass wir einen guten Kader und eine gute Spielanlage haben." Nur zum Spaß hatte er am Freitag `meinem Freund Beckenbauer" seinen Trainerjob angeboten, von Kapitulation sei nie die Rede gewesen. Das hätte besonders eine Person überrascht: `Mein Mann ist keiner, der aufgibt". Sagt Gattin Paula Trapattoni. (Quelle: ran SAT.1 Fussball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)