FC Bayern München 2:1 (0:0) Borussia Dortmund

 

Sa., 22.04.1995
Bundesliga
27.Spieltag
München
Olympiastadion
     
Taktische Aufstellungen
FC Bayern München: Kahn - Kreuzer - Kuffour, Babbel - Sternkopf, Schupp, Nerlinger, Scholl, Ziege - Sutter, Witeczek - Trainer: Trapattoni
Borussia Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Kurz - Reuter, Freund, Franck, Zorc, Reinhardt - Tanko, Riedle - Trainer: Hitzfeld
Tore: 1:0 Zickler (51.), 2:0 Ziege (69.), 2:1 Ricken (82.)
Eingewechselt: 46. Zickler für Sutter, 66. D. Hamann für Witeczek - 63. Ricken für Franck, 68. Mallam für Kurz
Schiedsrichter: Strampe (Handorf)
Zuschauer: 63.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Freund, Kurz
 
Analyse

Spätestens seit Samstag müsste nun auch Borussia Dortmund wissen, dass niemand Meister werden kann, der nichts dafür riskieren will. `Von einer Spitzenmannschaft muss man mehr erwarten", verurteilte der atemlose Karlheinz Riedle den mutlosen Auftritt des Tabellenführers beim FC Bayern München. Auch Trainer Ottmar Hitzfeld prangerte nach dem gerechten 1:2 (0:0) beim noch amtierenden Meister den mangelnden Siegeswillen seiner zurückhaltenden Spieler an: `Wir haben nicht genug gemacht, um hier zu gewinnen." Also viel zu wenig, um einen Vorsprung im Titelrennen zu ergattern. Ganz anders die Bayern. Nach einer gotterbärmlich schlechten ersten Halbzeit beider Mannschaften, fand ihr williger Geist in den schwachen Beinen irgendwie doch noch die Energie, um den Primus der Liga in die weichen Knie zu zwingen. Da düpierte der eingewechselte Alexander Zickler zunächst Bewacher Bodo Schmidt (51.), danach traf Bayern-`Torjäger" Christian Ziege (zehn Treffer) per Kopf (69.). `Was die Mannschaft leistet, ist schon eine Sensation", staunte `Kaiser" Franz Beckenbauer über sein zähes Fußvolk, das seinen Kampf um den UEFA-Cup-Platz nicht aufgeben will. Bei den Bayern fehlte im Duell der angeschlagenen Giganten ähnliche Führungsqualität (Matthäus, Papin, Kostadinov, Helmer) wie bei den Borussen (Sammer, Cesar, Chapuisat, Povlsen, Kree und `Schwalbe" Möller). Keine Ausreden also für Ottmar Hitzfeld, statt dessen der trotzige Blick nach vorne: `Wir können mit Rückschlägen umgehen, wir haben noch nicht verkrampft." Die Meisterschaft sieht er noch nicht gefährdet: `Gut, man kann nichts erzwingen, aber wir haben genügend Substanz, um es zu schaffen. Ich bin optimistisch." Doch beim BVB wagte es diesmal nur Lars Ricken, sein Herz in beide Füße zu nehmen: 19 Minuten nach seiner Einwechslung überrannte er die bis dahin souveräne Bayern-Abwehr um Viert-Libero Kreuzer und blies mit dem Anschlusstreffer zur verspäteten Aufholjagd (82.). Bis dahin hatte Oliver Kahn einen gähnend langweiligen Nachmittag nach 147 Tagen Verletzungspause verlebt. Der Grund: `Wir haben gar nichts gemacht, nur den Ball hin- und hergeschoben", stöhnte Kalle Riedle, der am Ende beinahe noch das unverdiente 2:2 geköpft hätte (88.). Zunächst spielten beide so, als wollten sie gar keine Punkte haben: Es gab Fußball zum Abgewöhnen, eine Zumutung für die 63.000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion. Beide Trainer verwiesen daher auf den ermüdenden Einsatz im Europapokal. `Wir mussten erst unsere Müdigkeit aus den Beinen laufen", entschuldigte Hitzfeld sein Team. Bei Kollege Giovanni Trapattonis geschlauchten Mannen war's ähnlich, doch war sein `Weckruf" zur Halbzeit sichtlich erfolgreicher. `Der hat uns ganz schön zusammengestaucht", berichtete Mehmet Scholl. Hinterher war der Bayern-Trainer mit seinen müden Kriegern wieder im Reinen. `Wenn die Mannschaft weiter diesen Charakter zeigt wie gegen Frankfurt und in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund, ist der Platz im UEFA-Cup machbar", lobte `Don Giovanni". Trapattoni war und ist wie Kollege Hitzfeld von den Ausfällen seiner Führungskräfte geplagt. Doch im Gegensatz zum Borussia-Kader war die `Trap-Familie" angesichts der `Chancengleichheit" beim einsatzfähigen Personal schon vorher `guten Mutes" (Kreuzer). Motto: Lamentieren hilft nicht. (Quelle: ran SAT.1 Fußball - FC Bayern München 1994/95 (CD-ROM, sportronic/ Sports and more)